Kaiserlicher Paucker
Kolorierter Kupferstich von Monogrammist C. L., 25 x 19 cm, 18. Jahrhundert, Sammlung Streitwieser, ohne Signatur.
Der Stich zeigt einen „Kaiserlichen Pauker“ in prächtiger Livree in Ausübung seiner Tätigkeit vor stilisierter urbaner oder höfischer Architektur. Zwei Kesselpauken mit Schmuckbehängen, die den Kaiserlichen Doppeladler zeigen, werden dem Musiker von einem Paukerjungen vorangetragen. Der Pauker selbst zeigt in Gewand und Habitus allerhöchste repräsentative Würde. Der Degen kennzeichnet ihn als Person von „wehrhaftem“ Stand. Federn, Ärmelrüschen, Goldbordüren und goldene Knöpfe zieren seine Kleidung, die von feinster Machart ist. Anders als gewöhnliche Livreen, die als Kleidung für Bedienstete adeliger Geschlechter Macht und Ansehen des jeweiligen Herrenhauses zu repräsentieren hatten, trugen im gesamten Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation die Pauker (und Trompeter) an ihren Uniformen sogenannte „Flügel“. Sie sind hier als wehende Bänder dargestellt, die für gewöhnlich in Schulterhöhe befestigt waren und durch den Gürtel zum Körper gerafft wurden.
Trompeter und Pauker waren in erster Linie Militärangehörige, die mit ihren Instrumenten Signalfunktionen übernahmen, und die als Boten und Parlamentäre das besondere Vertrauen ihrer Offiziere genossen. Ihre ungewöhnliche Dienstkleidung trugen sie in Erinnerung an ihren Patron, den Erzengel Gabriel, „um dadurch anzudeuten, daß, gleichwie der Engel den Gruß an Maria gebracht hat, also auch der Trompeter [und Pauker] mit seinem Instrumente Krieg und Frieden verkündigen soll“ (J. E. Altenburg 1795). Symbolisch wurden die Musiker damit selbst zu Engeln: Als Soldaten auf dem Feld oder als Repräsentanten fürstlicher Macht bei Hofe erhoben sich Trompeter und Pauker über das Alltägliche. Der Klang ihrer Instrumente war daher mehr als nur Signal, Verkündigung oder Unterhaltung: Er verkörperte eine gottgegebene Ordnung, an deren Spitze der Kaiser als höchste weltliche Machtinstanz gesehen wurde.
Trichtergeige (Stroh-Geige)
Von der Erfindung des Phonographen durch Thomas Alva Edison im Jahr 1877 bis zur kommerziellen Nutzung der Tonträgertechnik für Schallplatte und Radio waren viele Hindernisse zu überwinden. Eines bestand in der Schwierigkeit, im akustischen Aufnahmeverfahren den ungerichteten Klang von Streichinstrumenten einzufangen, insbesondere wenn – wie im Orchester unvermeidlich – die Musiker in einiger Entfernung zum Aufnahmetrichter platziert waren. Um diesem Problem abzuhelfen erfand Johannes Matthias Augustus Stroh um 1900 in London die nach ihm benannte Stroh-Geige, ein Instrument, das die Schwingungen der Saiten auf eine Membran überträgt und über einen Schalltrichter verstärkt als gerichteten Schall an die Umgebung abgibt. Dadurch war es möglich mit der Violine – wie mit einer Trompete – gezielt in Richtung des Aufnahmetrichters zu spielen, was die Lautstärke des so eingefangenen Tons deutlich verbesserte. Da die Klangqualität der frühen Trichteraufnahmen ohnehin bescheiden war, fiel der etwas hohle, flötenartige Klang der Phonogeige kaum unangenehm ins Gewicht. Strohs Werkstatt fiel 1909 an George Evans, der sich im Jahr darauf die Bezeichnung „STROVIOLS“ als Markenzeichen schützen ließ; aus seiner Produktion stammt unser Instrument, das zusätzlich zum Haupttrichter einen kleinen Trichter für die Tonkontrolle durch den Spieler aufweist. Mitte der 1920er Jahre versuchte der Markneukirchener Ingenieur Willy Tiebel eine konstruktive Verbesserung, die 1928 auch ein neues Patent erhielt. Diese „Tiebel-Radio-System-Violine“ kam jedoch historisch zu spät: Mit der 1925 erfolgten Einführung von Mikrofonen stieg die Aufnahmequalität sprunghaft an, wodurch Phonogeigen obsolet wurden. Heute wird das Instrument noch in gewissen Gegenden Osteuropas sowie gelegentlich in Folk- und Jazz-Musik verwendet.